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Objektmöbel

Beides aus einem Guss: Ausstellungsgebäude und Produkte

Der Schweizer Badspezialist Laufen hat am Firmensitz in Laufen ein Besucher- und Präsentationszentrum errichtet, das auf eine ganz und gar ungewöhnliche Architektur zurückgreift. Ein Markenauftritt in Beton aus einem Guss – ohne Fenster: das Laufen Forum.

Das Bauwerk an der Wahlenstrasse in Laufen ist ein imposanter Monolith mit 6500 Kubikmetern Rauminhalt. Der Entwurf stammt vom Basler Büro Nissen & Wentzlaff Architekten und er sieht einen zweigeschossigen, nahezu homogenen Baukörper aus Sichtbeton vor. Etliche genau definierte Radien bestimmen die Freiform des Gebäudes. Diese Freiform wurde mit Hilfe computergesteuert-gefräster Schablonen in eine Beton-Schalung umgesetzt. Die Betonfassade wurde über beide Stockwerke hinweg in einer Schalung gegossen – das schafft eine homogene Wirkung; die Geschossdecken wurden erst später eingebracht.

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Der Bau hat – von aussen betrachtet – die Wirkung eines Behältnisses. Damit liegt der Betrachter gar nicht so falsch: Beim Rundgang um das Gebäude oder aus der Vogelsperspektive offenbart sich das Bauwerk letztlich als skaliertes Abbild eines bekannten Keramik-Waschtischs von Laufen. Sinnbildlich gesprochen: Aus einem Guss – ganz so wie die Keramik – entstand das Gebäude in Beton. Statt Wasser – wie das Produkt – umfasst es die Produkte des Unternehmens.

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Das barrierefreie Gebäude hat seinen Haupteingang zur Strassenseite. Der Besucher wird an einem Infodesk empfangen und erschliesst sich die Ausstellungsstücke in einem Rundgang. Beginnend im Obergeschoss entdeckt er zuerst Ausstellungsnischen – eine Dauerausstellung der Laufen Designbäder, die durch Wandscheiben getrennt sind. Ausserdem laden hier drei Testbäder zum Baden ein. Die Galerie ist über zwei Treppen mit dem Erdgeschoss verbunden. Hier finden sich weitere Ausstellungskojen entlang der Aussendwand, die durch statische Schotten getrennt sind. Das zentrale Atrium ist Veranstaltungs- und Eventraum – für eine gute Akustik trotz harter Betondecken sorgt ein teilweise aufgebrachter Zelluloseputz. Im separaten Gebäudekern sind Toiletten, Fluchttreppenhaus und Steigzonen untergebracht. Im Untergeschoss befinden sich Lager- und Technikräume.

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Das Lichtkonzept für dieses nahezu fensterlose Gebäude ist bis ins Detail durchdacht: Die Oberlichter im Dach versorgen das Atrium mit Tageslicht. Gleichzeitig sind diese Lichtkuppeln so platziert, dass sie über die jahreszeitliche Sonnenstandverschiebung hinweg die Produktpräsentation nicht beeinflussen. Die Produktwelten selbst werden mit Kunstlicht inszeniert.

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Die Oberlichter spielen auch eine wichtige Rolle bei der Belüftung des Gebäudes: Zwischen den Schotten, die im Erdgeschoss die Ausstellungskojen trennen, sind Lamellenlüfter platziert. Ihre Öffnungen entsprechen flächenmässig genau der Grösse der Oberlichter, die zur Belüftung aufgestellt werden können. Zur Nachtauskühlung werden Oberlichter und Lamellenlüfter geöffnet. Rechnerisch orientiert sich dieses umweltfreundliche Klimakonzept am Jahrhundertsommer 2003: Selbst unter klimatischen Extrembedingungen sollte die grosse Speichermasse des Betongebäudes für angenehme Temperaturen sorgen. Gleichzeitig hat dieses Lüftungskonzept lebensrettende Funktionen im Brandfall – dann dient es dem sicheren Rauchabzug.

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Die Dämmung der massiven Betonwände erfüllt Minergie-Standards. Im Bedarfsfalle wird das Laufen Forum über thermoaktive Decken (Thermoaktives Bauteilsystem TABS) beheizt. Eine kontrollierte Wohnraumlüftung des fensterlosen Gebäudes sorgt für eine ressourcenschonende und sichere Basislüftung: Zwei Mal in der Stunde wird die Luft umgewälzt.

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Die Architekten haben das Laufen Forum flächenschonend auf einer Hangkante platziert – zwei Drittel des Baus kragen über einen Parkplatz aus und werden nur von einem einzigen exzentrischen Punkt gestützt. Die Statik war deshalb eine echte Herausforderung für das auch im Brückenbau erfahrene Ingenieurbüro Walther Mory Maier aus Basel. Auch das Dach, eine Spannbetondecke mit 48 eingebauten Lichtkuppeln, erweist sich für Planer und Baumeister als äusserst anspruchsvoll: Die 44 Zentimeter dicke Betondecke wurde in 14 Stunden am Stück vergossen. In ihrem Inneren verbergen sich die zwölf dicken Stahlseile der Betonverspannung sowie die Ver- und Entsorgungsleitungen und Elektroinstallationen.

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Für sein Konzept, die Architektur und die nachhaltige Bauweise wurde das Laufen Forum mittlerweile mit drei Awards ausgezeichnet: Mit dem Award für Marketing + Architektur 2010, dem Green Good Design Award 2010 und dem Best Architects Award 11.

By Danica Maričić

Interior Designer and Integrated Marketing Communications Pro, Loving Writing and Photography, Passionate about Life & Style, “True Blue” Mediterranean Girl, Curious Traveller & Designer